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schöne Helden sind wir : die theaterfeste der regionen 2012 theaterland steiermark
 
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bestOFFstyria 2.12 - theaterlandPREIS 2012


Der theaterlandPREIS 2012 - dotiert mit € 7.000 - als Auszeichnung für eine besondere Produktion aus dem Bereich des freien steirischen Theaters der Spielzeit 2012 geht an:
Das Mezzanin-Theater für die Produktion «DAS PRINZIP STRUWWELPETER»

Begründung der Jury:
Dem Mezzanintheater ist eine vielschichtige Auseinandersetzung mit den bürgerlichen Erziehungsdogmen des Struwwelpeters gelungen. In einfachen und berührenden Bildern gelingt der Crossover verschiedener Kunstrichtungen. Auch durch die gleichwertige Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten entsteht ein Theatererlebnis der besonderen Art. Wir hätten uns dennoch eine dramaturgische Straffung gewünscht, die Verbindung und Gewichtung der einzelnen Elemente ist nicht immer schlüssig.
Trotzdem bleiben einzelne Sequenzen stark im emotionalen Gedächtnis - der Tanz der Köche z.b., die Freude von Paulinchen am Zündeln bis hin zum skurril-sadistischen Daumenlutsch-Doktor - in der selbst das Thema Sexualität nicht ausgespart wurde.

bestOFFstyria 2.12 - PREIS der JURY:

Der PREIS der JURY 2012 - dotiert mit 2000 - geht an:
das Vorstadttheater Graz mit der Produktion «DIE VERWANDLUNG», wobei der Schauspieler Matthias Ohner und der Regisseur Ed Hauswirth gleichermassen für ihre besondere Leistung bedacht werden sollen.

Begründung der Jury:
Der minimalistische Umgang mit Kafkas Erzählung DIE VERWANDLUNG zieht einen rasch in die subjektive Welt des Gregor Samsa hinein. Einfachste theatrale Mittel verhelfen dem nicht-theatralen Text zur Lebendigkeit. Besonders hat uns die unprätentiöse, aber zugleich intensive Darstellung überzeugt. Warum die Erzählung allerdings heute in dieser Form zur Aufführung kommt, wird nicht beantwortet. Der Text muss für sich stehen. Dennoch bleibt eine beklemmende Atmosphäre, die der Ausgrenzungs-Geschichte von Kafka ohne weitere Gegenwartsbezüge gerecht wird.

bestOFFstyria 2.12 - PublikumsPREIS:

 

Der PublikumsPREIS 2012, verbunden mit einer Einladung zu einem der theaterfeste der Regionen 2013 geht an:  Das Grazer Vorstadttheater mit «DIE VERWANDLUNG».

Die Jury beurteilt die nominierten Produktionen wie folgt:

Zunächst einmal bedanken wir uns ganz herzlich bei Peter Fasshuber und seinem gesamten Team für die wunderbare Organisation des Festivals. Vom Shuttlebus über Mittagstisch bis hin zu vielfältigen Partymöglichkeiten wurde an alles gedacht. Das Programm las sich als interessantes Kaleidoskop der Steirischen Theaterszene, spannend auch die von Peter gewählte Zusammensetzung unserer Jury: wir kannten uns alle vorher nicht persönlich – eher eine Rarität in der doch im Prinzip kleinen deutschsprachigen Theaterwelt.
Ehe wir nun unsere Preisentscheidungen bekannt geben, möchten wir auf jeden Fall noch den Rabtaldirndln danken, die uns in ihrer Schenke jeden Abend neu zu Spiel, Tanz und Bier erfolgreich verführten. Ladies – ihr seid toll und man kann eigentlich nur hoffen, dass ihr tatsächlich eines Tages ein Kuratorium übernehmt. Wir freuen uns drauf!

Aber eine kleine Anmerkung haben wir; was wäre ein echte Jury ohne Kritikpunkte? Uns fehlte insgesamt die Möglichkeit der inhaltlichen Auseinandersetzung mit den Gruppen – sowohl von seiten der Jury als auch und vor allem von seiten des Publikums. Schade, dass es keine Publikumsgespräche nach den Vorstellungen gab, unseres Erachtens hätte es bei dem einen oder anderen Stück auf jeden Fall Gesprächsbedarf gegeben.
Wir haben unsere Arbeit sehr ernst genommen und uns gründlich mit dem, was wir gesehen haben, auseinandergesetzt. Die folgenden Einschätzungen der einzelnen Produktionen sind das einvernehmliche Ergebnis unserer gemeinsamen Diskussionen. Die Reihenfolge ist chronologisch gewählt.

Theater t’eig
ESKALATION ORDINÄR

Sich einem Text von Werner Schwab anzunehmen, zeugt auf jeden Fall von Mut. Das Theater t’eig hat sich dieser Herausforderung gestellt und sich für eine theatrale Umsetzung in Form des Kasperletheaters entschieden.  Allerdings spielen sie nicht im herkömmlichen Sinne mit Handpuppen, sondern schlüpfen selbst in die Kostüme von Kasperle, Zauberer und Gretl. Die Idee Schwab als Kasperletheater zu lesen, ist grundsätzlich interessant. Die Bösartigkeit Schwabs wird durch das Konzept jedoch verharmlost und die darstellerischen Leistungen werden den grotesken Sprachkaskaden Schwabs nicht gerecht.

Theater im Bahnhof
GRAZ ALEXANDERPLATZ

Das Theater im Bahnhof hat eine formal spannende Dramaturgie geliefert,  die Verbindung der leitenden Biberkopf Geschichte mit den choreografischen und sonstigen Elementen ist gelungen. Trotz guter darstellerischer Leistung konnte uns die Vorstellung nicht vollends überzeugen. Das Vorbild von Berlin Alexanderplatz schafft grosse Erwartungen, allerdings hat sich für uns die Verortung des Stoffes in Graz, das spezielle Erleben der Stadt, das Spannungsfeld zwischen dem persönlichen und dem öffentlichen Grazer Leben nicht ausreichend manifestiert. Die kurzen Textabrisse der Stadtbeschreibung reichen nicht aus, um ein Grazgefühl zu entwickeln und so bleibt am Ende eine subjektive Leidensgeschichte, die in jeder anderen Stadt genauso hätte spielen können.

uniT - Verein für Kultur an der Karl-Franzens-Universität Graz
DAS KLEINE HASENSTÜCK oder MEISTER L LERNT LAUFEN 

Die Idee, die verschiedenen Zuschreibungen für die Figur des Hasen und dessen Symbolik in unserer Kulturgeschichte zu untersuchen, ist ein grundsätzlich interessanter Ansatz und bietet viele Assoziationsflächen von Goethe bis Playboy. Diese schöne Idee wird jedoch leider weder vom Text noch von der Inszenierung ausreichend ausgeführt und verharrt so an der Oberfläche. Der begabten jungen Schauspielerin wird so die Möglichkeit zu einer vielschichtigeren Darstellung genommen.

Theater Kaendace
BIRDLIFE oder DIE THEORIEN DER LUFT

Vorweg möchten wir sagen, dass wir als Jury die Nominierung dieser Produktion im Festival im Vergleich zu den anderen Nominierten nicht nachvollziehen können.
Die Darstellung glich einer Lesung von nicht-theatralen Texten, die guten Musiker wurden weit unter Wert eingesetzt und die Musikauswahl trug nicht zur Brechung oder Erhellung der vordergründig philosophischen Texte bei. Diese wirkten grösstenteils zitiert. Der inhaltliche Bogen von Natur über Lebensphilosphien bis hin zur Umweltproblematik wurde überspannt. Das vorerst interessante Bühnenbild erzeugte eine gewisse Erwartungshaltung, die weder von der Inszenierung noch von der Darstellung in irgendeiner Form eingelöst wurde.

Mezzanin-Theater
DAS PRINZIP STRUWWELPETER

Dem Mezzanin-Theater ist eine vielschichtige Auseinandersetzung mit den bürgerlichen Erziehungsdogmen des Struwwelpeters gelungen. In einfachen und berührenden Bildern gelingt der Crossover verschiedener Kunstrichtungen. Auch durch die gleichwertige Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten entsteht ein Theatererlebnis der besonderen Art. Wir hätten uns dennoch eine dramaturgische Straffung gewünscht, die Verbindung und Gewichtung der einzelnen Elemente ist nicht immer schlüssig.
Trotzdem bleiben einzelne Sequenzen stark im emotionalen Gedächtnis - der Tanz der Köche z.b., die Freude von Paulinchen am Zündeln bis hin zum skurril-sadistischen Daumenlutsch-Doktor - in der selbst das Thema Sexualität nicht ausgespart wurde.

Vorstadttheater Graz
DIE VERWANDLUNG

Der minimalistische Umgang mit Kafkas Erzählung DIE VERWANDLUNG zieht einen rasch in die subjektive Welt des Gregor Samsa hinein. Einfachste theatrale Mittel verhelfen dem nicht-theatralen Text zur Lebendigkeit. Besonders hat uns die unprätentiöse, aber zugleich intensive Darstellung überzeugt. Warum die Erzählung allerdings heute in dieser Form zur Aufführung kommt, wird nicht beantwortet. Der Text muss für sich stehen. Dennoch bleibt eine beklemmende Atmosphäre, die der Ausgrenzungs-Geschichte von Kafka ohne weitere Gegenwartsbezüge gerecht wird.

bestOFFjury 2.12

Stefanie Aehnelt
Künstlerische Leiterin Heimathafen Neukölln, Berlin
Gunda Zeeb
Freie Kuratorin und Dramaturgin, Künstlerische Leiterin von wildwuchs 2013 Kulturfestival/Basel
Jürgen Flügge
Regisseur, Intendant, Theaterautor, Vorstandsvorsitzender des „Fond Darstellende Künste“
Harald Posch
Schauspieler, Regisseur, Künstlerischer Leiter GarageX, Wien









 

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